Selbstreflektion vs. Selbsterforschung
Wie viel bist Du wirklich DA? Im Hier und Jetzt?
Was bedeutet dem Gedankenstrom nicht zu folgen, den Verstand und die Gefühle sein zu lassen und stattdessen «nur» hier zu SEiN. Um gegenwärtig zu sein, muss ich von der Gewohnheit, mich mit den Gedanken und Gefühlen zu verbinden, ablassen, respektiv distanzieren.
Und hier liegt der Unterschied zwischen Selbsterforschung und Selbstreflektion. Statt, wie beim Reflektieren, nachzudenken, analysieren, hinterfragen oder konkrete Lösungen zu suchen, geht es beim Erforschen des Selbst darum, durch reines Beobachten, wahrzunehmen was ist. Ohne einzugreifen, zu kontrollieren oder zu urteilen. So entsteht eine Trennung und diese Distanz ermöglicht das Sein.
Sein – die natürliche Präsenz wieder entdecken
Wenn ich zu sehen beginne, dass das Gefühl der Person ein Konstrukt ist, das beobachtbar ist, werde ich mir automatisch dem Sein bewusst, welches unberührt davon ist.
Diese Entdeckung kann einzig durch eigenes Nachschauen erfolgen. Ich kann noch so viele Bücher zum Thema lesen, Vorträge dazu hören oder Seminare besuchen. Wenn es um das Selbst geht, ist es unerlässlich selbst zu verifizieren und zu erfahren. Nur das intellektuelle Wissen oder Verstehen reicht nicht aus. Dieses bewusste Sein, – Bewusstsein, kann ich bloss sein.
Was nicht bedeutet, dass Seminare, Literatur etc. nicht nützlich sind. Primär sprechen sie jedoch den Verstand an.
Letztlich leistet alles seinen Beitrag auf dieser Reise zum Selbst.
Die Reise zum Selbst
Oft sind wir verbunden im Strom der Gedanken. Gedanken aus der Vergangenheit oder der Zukunft, die grundsätzlich etwas Wollen. Etwas festhalten, verändern, kontrollieren wollen, dass bereits geschehen oder noch nicht eingetroffen ist.
Sobald ich eine Beziehung mit den Gedanken und Gefühlen eingehe, scheint das natürliche Sein verdeckt. Alle unerdenklichen Möglichkeiten werden unsichtbar. Die natürliche Präsenz geht verloren und ich bin nicht mehr ganz hier.
Die Qualitäten des Nachdenkens sind durchaus wertvoll für gewisse Bereiche im Leben. Sinnvoll, wenn ich im Alltag funktionieren will.
Anders, wenn ich wissen will, wer ich bin und was wirklich ist. Unabhängig meiner Prägung, Projektion, Interpretation und frei von Konzepten. Mit anderen Worten, mein natürliches Selbst erfahren möchte. Falls mich das interessiert, muss ich dieses konstruierte «ich» sein lassen. Damit bin ich automatisch im wertfreien Zusehen, dem sogenannten reinen Bewusstsein.
Hier wird gesehen oder bewusst, dass alles kommt und geht. Sogar die Reise zum Selbst, wird hier gesehen. Um dieses Sehen zu stärken, ist die Meditation und Selbsterforschung perfekt.
Wertvoller Unterschied
Der für mich wertvollste Unterschied ist, dass durch das blosse Zusehen, also meditieren, tatsächliche Veränderung stattfinden. Jedoch von selbst und umfassend.
Das heisst, ich arbeite nicht punktuell an einem bestimmten Thema oder Verhaltensmuster, wie mit Hilfe der Selbstreflektion.
Durch diesen neutralen Beobachter hat sich eine tiefe Gelassen- und Zufriedenheit ausgebreitet. Latente Anspannungen und Anstrengungen schwinden. Ich verspüre keinen Stress oder Wunsch mehr, alles gut machen zu müssen. Sogar Nichtstun geniesse ich. Ohne mich unzufrieden oder unruhig zu fühlen.
Die Reflektion war im Vergleich mässig erfolgreich. Um Erkenntnisse und Verständnis zu gewinnen, war sie mir eine grosse Hilfe. Doch obschon sie negative Glaubensätze und destruktive Verhaltensmuster aufdeckte, blieben einige davon hartnäckig. Selbst langjährig, mit verschiedensten Therapieformen und Ansätzen, bearbeitete Themen. Wieder und wieder schaute ich zu, wie ich mich verletzt oder angegriffen fühlte. Was wiederum zu Frustration und Unzufriedenheit führte oder mich traurig machte. Vielleicht kommt es dir bekannt vor.
Doch schlussendlich hat alles seine Zeit und jeder Schritt führt zum Nächsten. Daher ist alles was wir tun wichtig und richtig.
Spontan kommt mir ein Bild von einem Baum in den Sinn. Die Reflektion arbeitet an einzelnen Ästen, an der Krone oder am Stamm. Mit der Selbsterforschung komme ich zur Wurzel.
Blinde Flecken
Ob auch *blinde Flecken durch Selbsterforschung (Meditation) entdeckt werden können, war eine Frage.
Stell dir vor, du wirst immer wie gegenwärtiger. Du siehst dir mehr und mehr, mit Abstand und ohne Urteil, zu. Erkennst du deine blinden Flecken?
Eine andere Frage ist, ob sie dann noch relevant sind oder sogar verschwinden.
*bekannt aus der Persönlichkeitspsychologie: Johari Fenster
Die Macht der Gewohnheit macht Blau
Gedanken, können ganz schön anstrengend sein. Und ganz ehrlich, oft war ich mir nicht sicher, wer hier das Sagen hatte. Sklaverei traf öfter zu als mir lieb war.
Vielleicht ist es zu Beginn nicht ganz einfach, diesen Reflex den Gedanken zu folgen aufzugeben und losgelöster Zuschauer zu sein. Die Macht der Gewohnheit hat es in sich. Es braucht etwas Übung, wie alles was wir lernen möchten.
Doch frei von Zwängen oder Gewohnheiten zu sein, empfinde ich als erholsam. Und je mehr ich zusehe, desto friedlicher wird es.
Wie ist das Machtverhältnis bei dir? Würde dir Urlaub von deinen Gedanken guttun?
Möchtest du mehr lesen? Meditation – die eigene Natürlichkeit wiederEntdecken, klicke hier: